Likes, Lifestyle, Lügen – wenn Social Media zur Falle für Anleger wird.
Was als harmloses Scrollen beginnt, endet für viele in finanzieller Abhängigkeit: Warum Instagram & Co. längst zur Bühne für hochprofessionelle Betrüger geworden sind – und wie der rechtliche Schutz hinterherhinkt.
TikTok, Instagram, YouTube – was einst als Ort für Tanzvideos, Schminktipps und Katzenclips begann, hat sich in wenigen Jahren zum Turbo der digitalen Geschäftswelt entwickelt. Heute werden hier Marken aufgebaut, Karrieren gemacht – und in wachsendem Maß auch Geld investiert. Doch wo sich Millionen Nutzer täglich informieren, inspirieren lassen oder schlicht unterhalten wollen, tobt längst ein gnadenloser Wettbewerb um Aufmerksamkeit, Vertrauen – und Kapital. Und genau hier setzen moderne Betrüger an: mit Hochglanz-Videos, künstlich inszeniertem Luxus, Erfolgsgeschichten ohne Fundament – und Versprechungen, die vielen teuer zu stehen kommen.
Besonders perfide: Die Täter geben sich als vermeintliche Investment-Coaches oder Trading-Gurus aus. Sie versprechen finanzielle Unabhängigkeit, passives Einkommen oder den schnellen Aufstieg aus dem Hamsterrad – und treffen damit einen Nerv, gerade bei jungen Menschen in wirtschaftlich unsicherer Zeit. Doch hinter den Accounts mit Hunderttausenden Followern verbirgt sich oft nichts als ein Geschäftsmodell auf Kosten der Gutgläubigen. Drastische Verluste, überteuerte Online-Kurse ohne Substanz, gefälschte Anlageplattformen und psychologischer Druck sind nur einige der Methoden, mit denen täglich Menschen um ihr Erspartes gebracht werden.
Die Dynamik dahinter ist gefährlich: Die Täter nutzen Algorithmen gezielt aus, um sich in den Feeds ihrer Opfer festzusetzen. Sie greifen auf professionelle Marketingstrategien zurück, tarnen Werbung als persönlichen Rat und operieren häufig außerhalb jeglicher Regulierung. Und während sie in Echtzeit neue Opfer gewinnen, hinken Aufsichtsbehörden und Gesetzgeber oft Wochen oder Monate hinterher – mit fatalen Folgen.
Dr. Thomas Schulte, Berliner Rechtsanwalt und Experte für digitale Kommunikation und Kapitalmarktrecht, beobachtet diese Entwicklung mit Sorge. „Social Media ist kein rechtsfreier Raum – aber die Realität zeigt: Viele Opfer wissen nicht, dass sie es mit wirtschaftlich motivierten Täuschungsmanövern zu tun haben. Die Plattformen wirken privat, emotional, persönlich – und genau das macht sie so anfällig für systematischen Betrug.“
Dieser Beitrag beleuchtet die Mechanismen, mit denen sich falsche Versprechungen viral verbreiten, analysiert die juristischen Hintergründe – und zeigt, warum es mehr denn je an der Zeit ist, über strengere Aufklärung, präventive Schutzsysteme und digitale Medienkompetenz in allen Altersgruppen zu sprechen. Denn was hier auf dem Spiel steht, ist weit mehr als ein paar Klicks – es ist die finanzielle Existenz echter Menschen.
Finfluencer mit doppeltem Spiel: Vertrauen aufbauen, Opfer gewinnen
Fast 40 Prozent der 18- bis 29-Jährigen vertrauen laut aktuellen Studien auf Finanztipps, die sie auf TikTok, Instagram oder YouTube aufschnappen – Tendenz steigend. Für sogenannte „Finfluencer“ ist das eine Steilvorlage. Sie inszenieren sich als Selfmade-Millionäre, die angeblich nur durch geschicktes Trading, Kryptowährungen oder geheime Investment-Strategien zu Ruhm und Reichtum gelangt sind. Und sie verstehen es meisterhaft, die Mechanismen sozialer Netzwerke für ihre Zwecke zu nutzen: visuelle Reize, starke Botschaften, schnelle Schnitte und ein Narrativ, das ganz bewusst mit Emotionen spielt.
Die Strategie dahinter ist ebenso simpel wie effektiv: Sie zeigen Sportwagen, Luxusuhren, Reisen in Fünf-Sterne-Resorts – und behaupten, das alles sei nur ein paar mutige Klicks entfernt. Sie erzählen von ihrem vermeintlichen Aufstieg aus der Bedeutungslosigkeit, sprechen gezielt Unsicherheiten der jungen Generation an und wecken die Hoffnung, dem traditionellen Arbeitsleben entkommen zu können. Der Lifestyle ist Teil des Marketings, die Selbstdarstellung wirkt nahbar, freundschaftlich – und genau darin liegt die Gefahr.
Denn sobald das Vertrauen aufgebaut ist, beginnt die eigentliche Manipulation: Die Influencer verlinken auf private Telegram-Kanäle, laden in vermeintlich exklusive WhatsApp-Gruppen ein oder verweisen auf dubiose Plattformen. Dort wird oft mit vorgetäuschten Gewinnen gearbeitet – mithilfe von gefälschten Apps, manipulierten Dashboards oder angeblichen Erfolgsbeispielen aus der Community. Viele Nutzer investieren zunächst kleine Beträge, sehen positive Entwicklungskurven – und greifen dann tiefer in die Tasche. Was folgt, ist oft ein systematischer Kontrollverlust: Die investierte Summe steigt, die emotionale Bindung wächst – bis das Geld schließlich in undurchsichtigen Systemen verschwindet. Zurück bleibt Enttäuschung, Scham – und der finanzielle Ruin.
Täuschung mit Promis und Technik: So tricksen Betrüger ihre Opfer aus
Die Methoden moderner Finanzbetrüger sind nicht nur technisch raffiniert, sondern auch psychologisch präzise auf die Unerfahrenheit und Unsicherheit vieler Nutzer zugeschnitten. Besonders im digitalen Raum zielen die Täter gezielt auf Menschen ab, die wenig Erfahrung mit Finanzprodukten, digitalen Sicherheitsstandards oder rechtlichen Rahmenbedingungen haben – also auf genau jene Gruppen, die sich Orientierung, schnelle Lösungen oder finanzielle Unabhängigkeit wünschen.
Ein besonders perfides Werkzeug ist dabei der Einsatz von KI-generierten Inhalten, insbesondere sogenannter Deepfakes. In täuschend echten Videos treten prominente Persönlichkeiten wie Elon Musk, Günther Jauch oder bekannte Finanzexperten scheinbar persönlich auf und empfehlen konkrete Investitionen – sei es in Kryptowährungen, Aktien oder vermeintlich sichere Anlageplattformen. Stimme, Mimik, Hintergrund – alles wirkt glaubwürdig, doch nichts davon ist echt. Diese Videos werden als bezahlte Werbeanzeigen auf Plattformen wie Instagram, YouTube oder TikTok geschaltet – exakt dort, wo die Zielgruppe täglich unterwegs ist. Die Botschaft: „Wenn sogar dieser Promi investiert, dann muss es seriös sein.“
Doch das ist nur der Anfang. Viele Opfer gelangen über solche Anzeigen auf gefälschte Webseiten, die täuschend echten Banken, Brokern oder Finanzportalen nachempfunden sind. Oft sind sie nicht über normale Suchmaschinen auffindbar, sondern nur über Direktlinks oder QR-Codes zugänglich. Dort registrieren sich die Interessenten, tätigen erste Einzahlungen – und glauben, ein reales Investment zu tätigen. Die Täter bedienen sich dabei nachgebauter Plattformen, die Charts, Gewinne und Auszahlungen simulieren. Manipulierte Screenshots zeigen scheinbar reale Auszahlungsbestätigungen, die in Telegram-Gruppen oder per Messenger weiterverbreitet werden, um den Eindruck einer echten Community zu erzeugen.
Besonders niederträchtig ist die zweite Betrugswelle, die als „Recovery Scam“ bekannt ist: Nachdem das Geld verloren scheint, tauchen plötzlich neue „Helfer“ auf, oft unter dem Deckmantel von Anwälten oder Rückgewinnungsfirmen. Sie bieten an, das verlorene Geld zurückzuholen – gegen eine weitere Gebühr. Auch hierbei handelt es sich häufig um dieselben Täter, die sich das Vertrauen erneut zunutze machen.
Ein zunehmend genutzter Zugangskanal sind auch QR-Codes auf Flyern, Plakaten oder sogar Restaurant-Speisekarten, die unbedacht mit dem Smartphone gescannt werden. Innerhalb weniger Sekunden landen Verbraucher auf professionell gestalteten, aber betrügerischen Landingpages. Die visuelle Gestaltung ist dabei bewusst so gehalten, dass sie den typischen Aufbau seriöser Finanzdienstleister imitiert – inklusive Impressum, Gütesiegeln und scheinbarer BaFin-Registrierung.
Diese Entwicklungen zeigen: Die Täter setzen nicht auf rohe Täuschung, sondern auf gezielte psychologische Manipulation, gepaart mit technischen Möglichkeiten, die noch vor wenigen Jahren undenkbar waren. Sie spielen mit der Erwartungshaltung, dem Wunsch nach Sicherheit und dem Versprechen vom schnellen Gewinn – und nutzen das fehlende Fachwissen vieler Betroffener eiskalt aus. Wer nicht über grundlegendes Finanzwissen und digitale Skepsis verfügt, wird zur leichten Beute in einem Markt, der sich immer stärker von klassischen Schutzmechanismen entfernt.
Gesetzliche Herausforderungen: Zwischen Wirklichkeit und Rechtsanspruch
Aus juristischer Sicht ist der Ausgangspunkt eindeutig: Wer in betrügerischer Absicht einem anderen einen Vermögensschaden zufügt, macht sich nach deutschem Recht gemäß § 263 Strafgesetzbuch (StGB) wegen Betrugs strafbar. Bereits der Versuch ist gemäß Absatz 2 der Vorschrift strafbar – das heißt: Es genügt, wenn der Täter mit Täuschungsabsicht handelt und bereits Handlungen zur Täuschung vornimmt, selbst wenn es bisher nicht zum tatsächlichen Vermögensschaden gekommen ist.
Doch während die Norm klar formuliert ist, zeigt sich in der praktischen Umsetzung eine erhebliche Diskrepanz. In der digitalen Realität agieren die Täter oft unter dem Radar: anonymisiert, international verteilt, technisch versiert. Sie nutzen verschlüsselte Kommunikationswege, agieren über Messaging-Dienste wie Telegram, betreiben Webseiten auf ausländischen Servern und fordern Zahlungen in Kryptowährungen, die schwer rückverfolgbar sind. Diese Dezentralität stellt Ermittlungsbehörden vor enorme Hürden, insbesondere wenn es um grenzüberschreitende Strafverfolgung geht.
Auch auf administrativer Ebene ist der Handlungsspielraum begrenzt. Die BaFin – als zentrale Aufsichtsbehörde für den Finanzmarkt in Deutschland – warnt regelmäßig vor dubiosen Plattformen und nicht lizenzierten Angeboten. Doch die regulatorischen Instrumente greifen erst dann scharf, wenn konkrete Finanzprodukte verkauft, Finanzdienstleistungen erbracht oder Vermögenswerte verwaltet werden. Finfluencer, die sich auf Empfehlungen, persönliche Erfahrungsberichte oder den Vertrieb von Schulungsmaterialien beschränken, bewegen sich häufig in einer regulatorischen Grauzone, da sie nicht unmittelbar unter das Kreditwesengesetz (KWG) oder das Wertpapierinstitutsgesetz (WpIG) fallen.
Auf europäischer Ebene ist das Problem ebenfalls erkannt worden. Der EU-Rechtsrahmen, insbesondere durch die Markets in Financial Instruments Directive II (MiFID II) und die Prospektverordnung, adressiert zwar bestimmte Pflichten zur Offenlegung und Produktdokumentation – jedoch primär für regulierte Finanzinstitute. Private Influencer oder Plattformbetreiber, die nicht über eine Zulassung verfügen und sich außerhalb des formalen Finanzdienstleistungssektors bewegen, bleiben weiterhin schwer greifbar.
Frankreich hat diesen Missstand früh erkannt und einen regulativen Schritt gewagt: Seit 2023 sind Influencer, die im französischen Markt Finanzprodukte bewerben, verpflichtet, ihre Identität, ihre regulatorische Zulassung sowie sämtliche Werbekooperationen offenzulegen. Verstöße werden mit empfindlichen Bußgeldern sanktioniert – bis zu 300.000 Euro – und können sogar zu Werbeverboten führen.
Auch in Deutschland gibt es Forderungen nach einem vergleichbaren Modell: Juristen, Verbraucherschützer und Marktregulierer fordern eine erweiterte Aufsicht für digitale Meinungsführer, speziell im Finanzbereich. Denkbar wären etwa Registrierungspflichten für kommerzielle Finfluencer, Offenlegungspflichten nach dem Vorbild des Wertpapierprospekts und schärfere Durchgriffsrechte der Aufsicht bei Verdachtsmomenten.
Die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) arbeitet bereits an einem EU-weiten Regelwerk zur „Finanzkommunikation über soziale Medien“, doch verbindliche Ergebnisse stehen noch aus. Derzeit klafft eine regulatorische Lücke zwischen moderner Informationsverbreitung und dem klassischen Anlegerschutz – eine Lücke, die Täter gezielt ausnutzen und die dringend geschlossen werden muss, um das Vertrauen in die Integrität der digitalen Finanzmärkte langfristig zu sichern.
Dr. Thomas Schulte: „Wer auf Social Media investiert, muss doppelt wachsam sein“

Dr. Thomas Schulte, Vertrauensanwalt bei ABOWI UAB, kennt die Mechanismen aus zahlreichen Mandaten:
„Die Täter operieren psychologisch geschickt, technisch professionell – und juristisch oft schwer greifbar. Wer ihnen vertraut, verliert nicht nur Geld, sondern häufig auch den Glauben an Recht und Aufklärung.“
Er rät zur konsequenten Prüfung von Angeboten:
„Anleger sollten nie auf Social Media vertrauen, ohne unabhängige Quellen heranzuziehen. Und bei Verdacht: sofort Beweise sichern und rechtliche Hilfe in Anspruch nehmen.“
Handeln statt hoffen: So erkennen Verbraucher betrügerische Angebote
Dr. Thomas Schulte, Verbraucherschützer, empfiehlt fünf Schritte, um sich gegen digitale Täuschung zu wappnen:
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Impressum überprüfen
Fehlt ein Impressum oder ist die Adresse zweifelhaft, ist Vorsicht geboten. -
AGBs und Datenschutz lesen
Professionelle Anbieter führen ordnungsgemäße Informationen. Fehlende Dokumente sind ein Warnsignal. -
Keine Links in Social-Media-Nachrichten öffnen
Insbesondere bei Telegram, Instagram-DMs oder TikTok-Kommentaren gilt: Niemals blind klicken. -
Auf offizielle Register prüfen
Handelt es sich wirklich um ein registriertes Unternehmen? Das deutsche Unternehmensregister oder die BaFin-Datenbank helfen weiter. -
Phishing-Radar nutzen
Die Verbraucherzentralen bieten kostenfreie Tools, um aktuelle Betrugsmaschen zu melden oder zu erkennen.
Bildung statt Blindflug: Prävention beginnt früh
Ein gefährlicher Mix aus Unwissen und digitaler Verführung – warum Finanzbildung jetzt zur gesellschaftlichen Pflicht wird
Die aktuellen Zahlen zeichnen ein besorgniserregendes Bild: Laut einer Studie der ING Deutschland aus dem Jahr 2024 schätzen lediglich 27 % der Deutschen ihre eigene finanzielle Kompetenz als „gut“ oder „sehr gut“ ein. Besonders auffällig: In der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen liegt dieser Wert sogar noch darunter – bei nur etwa 18 Prozent, so eine ergänzende Erhebung der Stiftung „Finanzbildung heute“. Gleichzeitig geben mehr als 40 Prozent der jungen Erwachsenen an, sich regelmäßig über soziale Netzwerke wie TikTok, Instagram oder YouTube über Geldanlagen, Kredite oder Kryptowährungen zu informieren.
Diese Kombination aus geringer Fachkenntnis und wachsendem Konsum von ungeprüften Online-Finanzinformationen birgt erhebliches Gefahrenpotenzial. Die digitale Bühne wird zur Vertrauensquelle – obwohl dort oft keine Qualifikation, kein regulatorischer Rahmen und keine Kontrolle besteht. Influencer, die Finanzprodukte bewerben oder „Geheimtipps“ verbreiten, erreichen täglich Millionen junger Nutzer, ohne dass diese zwischen echter Information und interessengeleiteter Werbung unterscheiden können.
Fachleute aus Recht, Bildung und Finanzaufsicht schlagen daher seit Jahren Alarm – und fordern ein systematisches Umdenken auf vier Ebenen:
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Finanzbildung als Pflichtfach ab Sekundarstufe I:
Junge Menschen treffen zunehmend früh finanzielle Entscheidungen – sei es durch einen ersten Online-Kauf, den Abschluss eines Mobilfunkvertrags oder Investitionen über Trading-Apps. Deshalb sollte Finanzbildung nicht als freiwilliges Projekt oder Randthema behandelt werden, sondern als verbindlicher Bestandteil des schulischen Curriculums. Die Kultusministerkonferenz hat 2023 eine entsprechende Initiative angestoßen, bislang fehlt jedoch eine flächendeckende Umsetzung. -
Verpflichtende Kennzeichnung von Werbung und Risiken auf Social Media:
Derzeit sind viele Beiträge auf Plattformen wie TikTok oder Instagram nicht klar als Werbung erkennbar. Laut Medienanstalten sind rund 30 % der Finanzinhalte auf Social Media nicht ausreichend gekennzeichnet. Eine verpflichtende und gut sichtbare Kennzeichnung – etwa nach dem Vorbild der französischen Gesetzgebung – würde helfen, die Trennlinie zwischen Meinungsäußerung und bezahlter Einflussnahme deutlicher zu ziehen. -
Konsequente Sanktionen für irreführende Aussagen und verschleierte Kooperationen:
Falsche Renditeversprechen, Testimonials ohne Grundlage oder Kooperationen mit nicht lizenzierten Plattformen sind keine Kavaliersdelikte. Experten fordern hier klare Sanktionen: Bußgelder, Werbeverbote, Plattformsperrungen. Die britische Finanzaufsicht FCA hat etwa bereits 2022 damit begonnen, unseriöse Influencer durch Plattformbetreiber blockieren zu lassen – ein Modell, das auch in der EU diskutiert wird. -
Bessere Zusammenarbeit zwischen Aufsicht, Polizei und Plattformbetreibern:
In vielen Fällen läuft die Kommunikation zwischen BaFin, Strafverfolgungsbehörden und Plattformbetreibern zu schleppend. Oft dauert es Wochen, bis eine betrügerische Anzeige oder ein Fake-Account gelöscht wird – in dieser Zeit können tausende Nutzer geschädigt werden. Es braucht koordinierte Meldeketten, automatische Warnsysteme und standardisierte Schnittstellen, damit illegale Inhalte nicht nur erkannt, sondern auch in Echtzeit gestoppt werden können.
Technik plus Strategie: Reputationsschutz gegen digitalen Betrug
Für viele Betroffene endet der Betrug nicht mit dem finanziellen Verlust. Es folgen Scham, Angst vor öffentlichem Rufverlust oder der Versuch, verlorenes Geld zurückzubekommen – was Täter gezielt ausnutzen (z. B. durch den „Recovery Scam“).
ABOWI UAB bietet daher nicht nur juristischen Beistand, sondern auch Reputationsmanagement. Denn häufig zielen Täter darauf ab, Namen, Stimmen oder Inhalte der Opfer weiterzuverbreiten, um neue Ziele anzusprechen.
Das Unternehmen unterstützt bei:
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Digitale Spurensicherung und Beweissicherung
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Abwehr von Falschinformationen oder gefälschten Bewertungen
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Kontaktaufnahme mit Plattformbetreibern und Behörden
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Schadensbegrenzung in der Kommunikation
Fazit: Digitale Fallen sind keine Einzelfälle – sondern Alltag
Finanzbetrug auf Social Media ist längst keine Randerscheinung mehr – er ist ein alltägliches Risiko für Millionen Nutzerinnen und Nutzer. Besonders junge Menschen, die auf Plattformen wie TikTok, Instagram oder YouTube nach Chancen, Orientierung und Erfolg suchen, werden häufig zur Zielscheibe manipulativer Taktiken. Hier agieren sogenannte Finfluencer – eine neue, oft intransparente Akteursgruppe an der Schnittstelle von Unterhaltung, Meinung und Finanzberatung. Sie treten mit vermeintlicher Authentizität auf, bedienen sich psychologisch geschulter Sprache, präsentieren materielle Symbole des Erfolgs und bewegen sich dabei häufig außerhalb regulierter Aufsicht.
Der Schutz beginnt mit Wissen, Skepsis und rechtlicher Unterstützung. Dr. Thomas Schulte bringt es auf den Punkt: „Die neue Generation der Betrüger nutzt Likes statt Waffen – aber der Schaden ist real. Nur wer informiert handelt, bleibt geschützt.“
Finanzbildung und Verbraucherschutz dürfen nicht länger isoliert betrachtet werden. Sie müssen als integriertes Konzept verstanden und aktiv gelebt werden – in Schule, Familie, öffentlicher Debatte und in der Gesetzgebung. Der digitale Raum ist zur dominierenden Informations- und Interaktionssphäre geworden – und dort müssen auch Regeln, Transparenz und Rechtsdurchsetzung mitwachsen.
Das bedeutet konkret: Die Behörden brauchen schnellere Reaktionsmechanismen, interdisziplinäre Taskforces und digitale Kompetenzen, um betrügerische Inhalte zeitnah zu erkennen und zu stoppen. Das Recht muss sich dynamisch weiterentwickeln, etwa durch neue Erlaubnispflichten für kommerzielle Finfluencer, präzise Werberegeln im digitalen Raum und grenzüberschreitende Aufsichtsinstrumente. Und nicht zuletzt braucht es eine wachsamere Gesellschaft, die digitale Freiheit nicht mit naivem Vertrauen verwechselt – sondern mit Verantwortung, Aufklärung und aktiver Mitgestaltung beantwortet.
Wer heute nicht investiert – in Medienkompetenz, juristische Reformen und gemeinschaftliche Sensibilisierung – riskiert mehr als individuelle Vermögensschäden: Er riskiert das Vertrauen in die Integrität des digitalen Finanzmarkts und die finanzielle Mündigkeit ganzer Generationen.